Atherton Travellers Lodge (2. Tag)
Heute morgen wurde ich ziemlich früh wach, als es draussen gerade dämmerte. Schon da konnte man sehen, dass es ein toller Tag werden würde. Leider lassen sich solche Morgenstimmungen mit einer Digicam nicht so richtig einfangen...
Aufenthaltsraum in der Atherton
Travellers Lodge
Gestern abend hatte ich in der Lodge unter anderem noch Jan aus der Nähe von Bremen kennengelernt, der auch durch Australien reist und momentan gerade bei einem Farmer in Atherton zur Kartoffelernte arbeitet. Ausserdem noch Jana und Julia, zwei Mädels aus dem Sauerland, die für ein halbes Jahr durch Australien reisen und sich ihre leere Reisekasse ab übermorgen als Zimmermädchen in einem 5*-Hotel in Port Douglas aufbessern werden. Des weiteren noch Damien aus Irland, der noch für weitere drei Wochen als Bauarbeiter tätig sein wird, bevor er seine Exfreundin wieder trifft und mit ihr (hoffentlich) umherreisen wird. Dann gab's noch ein Pärchen aus Canada, Mary-Ann aus Australien und noch viele mehr, fast alle mehr bei der Arbeit als auf Reisen.
Von Doug hatte ich ja einen ganzen Katalog an Sehenswürdigkeiten bekommen und musste mich nun irgendwie beschränken. Da Julia und Jana bis nach Yungaburra genau die gleiche Tour wie ich machen wollten, haben wir beschlossen, zusammen zu starten. Nach dem Frühstück und einem kurzen Besuch in der Bibliothek des Internets wegen (ausgerechnet wenn's mal gratis ist, funktioniert es im Hostel nicht...) ging's los Richtung Ravenshoe auf der N1 bis zum "Crater". Das ist ein 80 Meter tiefes Loch vulkanischen Ursprungs. In der aktiven Zeit hat sich eine unterirdische Wasserblase durch heisses Magma und Gase derart erhitzt, dass das Zeug eben diesen Krater rausexplodiert hat. Heute hat's tief unten einen See, bedeckt von grünen Algen. Der Krater ist leider schwer auf ein Foto zu bekommen, weshalb es an dieser Stelle auch keines gibt. Der Anblick ist trotzdem phantastisch und gibt einen Eindruck davon, wieviel Schmackes hinter diesem grossen Knall gesteckt haben muss.
Gleich ein paar Meter daneben fliesst ein noch kleiner Barron River vorbei; man würde gar nicht denken, dass er später mal derart anschwellen würde (siehe Eintrag vom 30.8.).
Barron River bei "The
Crater"
Weiter gings durch wunderschön grüne und abwechslungsreiche Landschaften nach Millaa Millaa und zu den bekannten Millaa Millaa Falls. Diese sind wirklich einen Ausflug wert und wir hatten Glück, dass wir noch einigermassen früh dort waren, so dass noch keine "Menschenmassen" die Stimmung beeinträchtigt haben. Der Wasserfall sieht aus wie ein Vorhang und fällt perfekt in ein lauschiges Becken, so dass man fast denken könnte, er wäre extra für die Touristen gemacht worden;-)
Milla Millaa Falls,
Julia, Jana und ich
Beim Fotografieren bin ich dann noch auf Steve und Michelle aus Perth gestossen, die mit einem Camper eine Tour quer durch ihr Land machen. Sie sind schon seit acht Wochen unterwegs und werden weitere neun umherreisen. Sie waren derart begeistert von meinem Webtagebuch, dass ich Ihnen versprechen musste, ein Bild von Ihnen reinzusetzen. Steve war allerdings auch sehr von meiner Visitenkarte (vom CDR) beeindruckt und als er hörte, dass ich kürzlich mit meiner Dissertation fertig geworden bin, nannte er mich nur noch "Dr. Alex";-) Einmal mehr habe ich sehr sympathische Australier kennen gelernt und einige wertvolle Tips erhalten. Ich hoffe, die beiden werden noch eine tolle Reise haben!
Steve und Michelle
aus Perth
In Millaa Milla legten wir einen kurzen aber enttäuschenden Halt ein, denn das Dorf ist zwar sehr nett anzuschauen, aber leider ansonsten absolut ausgestorben. Nicht einmal die Käsefabrik war geöffnet, dort gibt es nur noch am Wochenende Käseproben. Überhaupt sind hier, ein paar Kilometer im Landesinnern, extrem wenig Leute unterwegs. An einem Ausflusziel wie den Millaa Milla Falls gibt es gerade mal 15-20 Parkplätze, für europäische Verhältnisse unheimlich wenig und dann sind sie erst noch gratis. Die Tablelands sind also nicht nur ein attraktives Urlaubsziel, sondern auch noch ein erholsames und nicht überlaufenes.
Die geschlossene
Käsefabrik in Millaa Millaa
Weiter gings (auf einem Rundweg um Millaa Millaa) zum 2. Wasserfall, den Zillie Falls. Der Parkplatz war noch kleiner und nachdem Julia diesmal erstaunlich schnell ihre Kamera gefunden hat, haben wir auch gesehen wieso: Man sieht den (grösseren) Wasserfall leider nur von oben und es gibt auch keinen Weg durch den Wald nach untern. Dafür war dann der 3. Wasserfall, die Ellinjaa Falls, wieder schöner anzuschauen. Dabei ist mir auch klar geworden, was an den Millaa Millaa Fällen so speziell war: Die Akustik. Die war nämlich sehr angenehm, gedämpft und recht erholsam anzuhören. Hier dagegen war ein Getöse, so dass man sich kaum mehr unterhalten konnte. Und fast noch schöner war dann der Bach, der von den Fällen wegfliesst, weshalb es auch kein zweites Wasserfallfoto gibt. Für ein bisschen Abwechslung hat ausserdemein ein wild herumsträunende Hund mit riesiger Schlabberzunge gesorgt, der sich gewissermassen als "Guide" betätigt hat und besonders an Jana Gefallen gefunden hat. Fast wäre er noch zu ihr ins Auto eingestiegen, sie hat ihn jedoch mit unmissverständlichem "Charme" vertrieben;-)
Der Bach, der von den
Ellinjaa Falls wegfliesst (wahrscheinlich heisst er "Ellinjaa River";-)
Das nächste Ziel, die Malanda Falls in Malanda, war eher ein Witz: Zehn Meter breites "Wasser", das drei Meter tief in einen Riesenteich "stürzt". Dazu eine Stimmung wie in einem billigen Kurpark, das hätten wir uns sparen können. Leider weiss man so etwas immer erst hinterher. Sehr schön und unbedingt sehenswert war dann wieder Lake Eacham, ein Kratersee zwiswchen Malanda und Yungaburra. Er sieht ein bisschen aus wie der See aus der Krombacher-Werbung, einfach ohne Insel;-) Dort sassen wir ziemlich lange am Ufer und haben gequatscht. Dabei ist mir mit Verspätung bewusst geworden, dass ich einen Riesenhunger hatte, der unmöglich mit nur einer Banane gestillt werden konnte.
Lake Eacham
Nach der kleinen Rast haben Jana und Julia in Yungaburra einen Zeltplatz im Hostel gebucht, für mich hätte es nur noch ein Dorm-Bed gehabt, weswegen ich mein Zimmer in Atherton vorgezogen habe. Allerdings hat das Hostel einen guten Eindruck gemacht, man könnte dort also locker mal bleiben. Allerdings war in Yungaburra ebenfalls sehr wenig los, wie eben in der ganzen Gegend. Als letzte Attraktion haben wir uns den "Fig Tree" angeschaut, eine sehr interessante Konstellation von mehreren Bäumen:
Der Fig Tree in Yungaburra
Die Entstehung dieses Gebildes ist schwierig zu beschreiben, ich versuche es aber trotzdem einmal: Grob gesagt (Gruss an Arno an dieser Stelle) fiel irgendwann ein Samenkorn im Oberen Teil des Baumes in ein Vogelnest, es bildete sich ein zweiter Baum mit Luftwurzeln bis hinab zum Boden. Diese umsponnen den ersten Baum zum Teil. Anschliessend fiel der grosse Baum um in einen anderen (rechts im Bild), der dem Druck standhielt. Mittlerweile wuchsen dann derart viele Luftwurzeln rund um diese beiden Bäume, so dass ein "Fig Tree" daraus geworden ist. Wenn man davor steht, ist man von der Grösse dieses Kunstwerkes erst richtig beeindruckt. Er ist nämlich auf jeden Fall wesentlich grösser, als das hier zum Ausdruck kommt.
Zum Abschluss des Tages gabs in einem Takeaway in Yungaburra noch Pizza für Julia und mich sowie ein Sandwich für Jana, bevor die beiden dann in ihr Zelt gekrochen sind und ich erstmals bei Dunkelheit zurück nach Atherton gefahren bin. Zum Glück waren es nur 12 km und es wagte sich auch nur ein Wallabie über die Strasse, dem ich aber locker ausweichen konnte. Zurück in meinem Zimmer war es grade mal halb acht und ich war dermassen geschafft, dass ich gleich um 9 ins Bett bin. Ich hoffe, dass es im Zelt der beiden Mädels nicht allzu kalt war, denn alleine schon in meinem Zimmer war es nachts sehr frisch. Ich drücke den beiden die Daumen, dass alles mit der Arbeit klappt und dass sie mit ihrem 16 Jahre alten Ford Falcon GL problemlos weiterhin durch Australien kommen. Auch ohne funktionierenden Kilometerzähler, der irgendwo bei 226 Tkm den Geist aufgegeben hat.
Ford Falcon GL